Qualitative Interviews führen – 4 grundlegende Tips
Die Aufnahme von Interviews ist die ultimative Voraussetzung zum Verschriftlichen und anschließendem Analysieren. Dabei ist es egal, ob man per manuell transkribiert oder automatische Spracherkennung nutzt. Hier vier grundlegende Hinweise zu den Themen Aufnahmequalität, Transkriptionsregeln, Datenschutz und Software.
Aufnahmequalität sehr kritisch testen
Was beim kurzen Reinhören als „gute“ Aufnahmequalität erscheint, kann sich bei genauerem Anhören als problematisch bzw. schwierig zu transkribieren erweisen. Bitte daher super kritisch sein, was die Aufnahmequalität angeht. Wir sprechen aus eigener schmerzhafter Erfahrung: Kleinste Fiep- oder Störgeräusche gehen beim stundenlangen Tippen an die Nerven und kosten wertvolle Konzentration. Spracherkennung wird mit schlechten oder mittelmäßigen Aufnahmen nahezu unbrauchbar, und erst bei richtig guten Aufnahmen fängt man an, Zeit zu sparen. Daher: Gerade bei Handyaufnahmen vorher mal zwei jeweils 2‑minütige Probeaufnahmen anfertigen und diese manuell transkribieren und auch mit automatischer Spracherkennung in Text überführen. Auf diese Weise kann man schnell feststellen, ob die so erzeugte Aufnahmequalität auch fürs Interviewmaterial brauchbar ist.
Übrigens: Wie man richtig gute Aufnahmen erzeugt, haben wir für Gruppeninterviews zusammengestellt. Diese Hinweise gelten genauso auch für Einzelinterviews: zu den Aufnahmetipps
Transkriptionsregeln anwenden
Bevor man für ein wissenschaftliches Projekt transkribiert, sollte man in jedem Fall ein wissenschaftliches Regelsystem heranziehen, welches festlegt, wie und was man von dem, was man hört, auch wirklich abtippt. Denn es kann einen durchaus entscheidenden Unterschied machen, ob man die Antwort auf die Frage „Bist du glücklich?“ mit „Ja“ transkribiert oder doch etwas detaillierter mit „ähm puh seufz (3 sekunden pause) (verschränkt die Arme) so hmm joah seufz“. Transkriptionsregeln schreiben vor, was und wie transkribiert werden muss. Es gibt dabei unterschiedliche Regeln, und man wählt diese passend zur eigenen Forschungsfrage. Je mehr es um den einfachen Inhalt geht, desto einfacher wird meist das Regelsystem gewählt. Ein sehr weit verbreitetes System, das inhaltlich-semantische Transkriptionssystem, findest du in unserem Praxisbuch kostenfrei und zitierfähig zum Nachzulesen ab S. 21. Dort gibt es auch Hinweise zu komplexeren Regeln. Und schließlich wirst du die Transkription lieben lernen – und falls nicht, hier ein paar Anregungen: „…wie ich lernte, Transkription zu lieben“ beschreibt Cindy M. Bird hier.
Datenschutz beachten
Die meisten Interviews enthalten personenbezogene Daten und fallen damit unter den Datenschutz. Eine einfache Einwilligung auf die Frage „Darf ich dich mal aufnehmen?“ reicht hier NICHT aus. Und natürlich sind auch Dropbox oder unverschlüsselter Versand per Mail tabu. Eine Vorlage für eine DSGVO-konforme Einwilligungserklärung und eine Checkliste zum Datenschutz für Interviewaufnahmen gibt es bei uns als Download.
Transkriptionssoftware verwenden
In den meisten Fällen wird man nicht drumherum kommen, alles selber von Hand abzutippen. Aber dann sollte man dies nicht mit dem Mediaplayer und Word machen, weil hier wichtige Funktionen fehlen, die den Vorgang beschleunigen. Mach dir das Leben leichter und nutze Verlangsamung, automatischen Rücksprung, Zeitmarken und die Bedienung per Tastenkombinationen. Das spart viel Zeit.
Bei guter Aufnahmequalität kann man mit der Spracherkennung f4x Zeit sparen. f4x erzeugt einen ersten Textentwurf, der dann nur noch korrigiert werden muss. Das ergibt eine klare Zeitersparnis bei guter Aufnahmequalität, die Korrekturzeit sollte aber bitte auch nicht unterschätzt werden.