f4analyse oder MAXQDA?

Neben methodischen Fragen stellt sich auch die Frage, wie die Umsetzung der Forschungsmethode technisch sinnvoll unterstützt werden kann. Einige werden sich entscheiden, mit Papier und Stiften zu arbeiten, andere hingegen werden Software für die qualitative Datenanalyse nutzen, sogenannte QDA-Software. f4analyse und MAXQDA sind Vertreter solcher QDA-Programme. Wie unterschieden sich diese beiden Programme aktuell in 2022?

Das können f4analyse & MAXQDA gleichermaßen

Beide Programme ermöglichen den Import von Interviewdaten mit Zeitmarken DOCX oder RTF-Format und erlauben die Organisation von Texten in Gruppen bzw. Sets. Sie unterstützen die Auswertung mit drei grundlegenden Werkzeugen:

Codes: Aufbau eines Codesystems und zuweisen von Textstellen zu Codes

Was ist das? Aus theoretischen Überlegungen oder induktiv aus ihren Daten wird ein Gliederungssystem generiert, dem Inhalte aus den Daten zugeordnet werden. Das hilft beim Strukturieren von Inhalten und Konzepten oder beim Erstellen von Zusammenfassungen. Methodisch werden hierfür unterschiedliche Begriffe verwendet: häufig wird hierbei von einem Kategoriensystem, Codesystem oder Codebook gesprochen.

So ist es umgesetzt: Das Codesystem ist hierarchisch organisiert. Jeder Code trägt eine spezifische Farbe. Im Text ist ersichtlich, welche Passagen zu welchen Codes zugeordnet wurden, dabei sind auch Mehrfachzuordnungen zu verschiedenen Codes möglich. Das Codesystem kann während der Arbeit mit dem Material leicht umorganisiert werden. Codes können ausdifferenziert, verschoben, umbenannt oder fusioniert werden. Für einige Einsatzzwecke ist eine lexikalische Suchfunktion hilfreich, um Worte und Wortfolgen im Material zu suchen. Die Fundstellen können bereichs- oder absatzweise aufgelistet und ggf. automatisch codiert werden.

Memos: Erstellen von Interpretationsideen, Anmerkungen, Paraphrasierungen und Zusammenfassungen

Was ist das? Beliebige Passagen im Materials können mit Anmerkungen versehen werden. Inhalt dieser Anmerkungen können Ideen , identifizierte Konzepte, erste Interpretationen, Paraphrasen, Zusammenfassungen, Bezüge zur Theorie und vieles mehr sein. In der qualitativen Forschung nennt man diese häufig Memos oder Kommentar. Sie stellen ein wesentliches interpretatives Arbeitswerkzeug dar.

So ist es umgesetzt:  Memos bzw. Kommentare lassen sich sowohl Textpassagen, als auch zu einem Code oder einem Text als Ganzes erstellen.

Durchsuchen: Überblick über codierte Textstellen und Erstellen von Themen- und Fallzusammenfassungen

Was ist das? Nach (und auch während) der Codierung des Materials möchte man die gesammelten Inhalte, Textstellen oder Kommentare gezielt anschauen. Zum Beispiel einen Überblick über alle zugeordneten Textpassagen zu einem Codes erhalten. Dies hilft dabei, das Thema genauer zu charakterisieren oder auch das Codesystem weiter auszudifferenzieren.

So ist es umgesetzt: Die Codierten Textpassagen lassen sich unter verschiedenen Aspekten auswählen: Zum Beispiel alle Aussagen zu einem Thema oder gezielt nur die Aussagen bestimmter Personen. Es lassen sich Fälle miteinander vergleichen oder ein Thema verdichten und zusammenfassen. Auch ein quantitativer Blick auf die Codierungen ist möglich: Die Verteilung der Code-Häufigkeiten und Code-Überschneidungen über alle Texte kann in einer Tabelle ausgegeben werden.

Zusätzlich zu den wesentlichen Grundfunktionen gibt es bei beiden Programmen Optionen für:

Export

Alle Projektdaten wie Texte, Codes, Memos und Häufigkeiten lassen sich zu Word und teilweise auch Excel exportieren. Zudem unterstützten beide Programme das refiQDA Format, ein einheitliches Austauschformat für qualitative Forschungsdaten, mit dem ein Übertragen kompletter Projekte (Texte, codes, Memos usw.) von einem zum anderen Programm möglich gemacht wird.

Teamwork

In beiden Programmen können Sie verschiedene Projektdateien (mit unterschiedlichen oder gleichen Texten und Codes) in ein Gesamtprojekt zusammenführen.

Das geht nur in f4analyse

Memos sind auf Wunsch direkt im Textfluss eingebettet.
Memos können codiert werden.
Codierungen werden als zeichengenaue Unterstreichung im Text angezeigt.
Ist funktionsidentisch als Windows, Mac- und Linuxversion erhältlich.
Beim Teamwork werden Codememos/kommentare automatisch zusammengeführt.

Das geht beispielweise nur in MAXQDA

Import von PDF, XLSX, JPG, Audio/Videodaten, Twitter-Tweets, Surveydaten.
Codierung von Audio-/Videodaten ohne vorhandenes Transkript.
Nutzung von Variablen zur Selektion spezifischer Text- oder Codegruppen.
Importieren von Codierungen eines anderen Projektes zum gleichen Text.
Verschiedene Benutzergruppen mit verschiedenen Rechten für ein Projekt festlegen und online zusammenarbeiten.
Texte, Codes, Memos, codierte Textstellen und freie Objekte auf einer weißen Fläche anordnen und mit Pfeilen verbinden.
Darstellung von Texten als Bild auf Basis ihrer Codierungen und Codefarben.
Erstellen einer Worthäufigkeitsliste und Wortlisten zur Auszählung von Worthäufigkeiten für Texte, Textgruppen oder Codes auszählen (mit kostenpflichtigem Zusatzmodul).
Statistikfunktionen zur quantitativen Auswertung (mit kostenpflichtigem Zusatzmodul)

Unsere persönliche Einschätzung

f4analyse fokussiert als “schlankes” Programm auf zentrale Funktionen qualitativer Forschung. Dies erleichtert gerade AnfängerInnen den Einstieg in die computerunterstützte, qualitative Auswertungsarbeit. Das Handbuch ist mit 15 Seiten überschaubar kurz und eine Lizenz preiswert. Bis zu einer Menge von 100 Texten und 1000 Codes kann gut damit gearbeitet werden.

Bei sehr vielen Dokumenten empfinden wir es als hilfreich auch Variablen zur Organisation und Filterung der Daten hinzuzuziehen und das geht mit f4analyse nicht. Wenn sie also Variablen zur Filterung ihres Datenkorpus nutzen wollen, auch quantifizierende Strategien verfolgen, andere Datenformate als Worddateien auswerten, Visualisierungen benötigen oder Worthäufigkeitsanalysen durchführen, bietet nur MAXQDA die benötigten Funktionen dafür an – welche sie im Handbuch auf aktuell über 700 Seiten gut nachvollziehen können.

Beide Programme können sie mit einer Demoversion testen. Sollten diese ihnen nicht zusagen, gibt es weitere Alternativen: bspw. Atlas.TI, NVivo, Quintexa, Transana, Opencode, Hyperresearch u.a.. Und schließlich bleibt selbstverständlich auch der herkömmliche Weg offen: “Papier, bunte Stifte und Radiergummi”:-) Auch diese können völlig ausreichen, um eine gute qualitative Analyse durchzuführen. Egal wie Sie weiter arbeiten – viel Freude dabei!

    Warenkorb
    Ihr Warenkorb ist leerZurück zum Shop
      Calculate Shipping