Wie lange dauert die Transkription von Interviews?

Faustregel 1 zu 10

Gehe davon aus, dass du etwa das 5- bis 10-Fache der Interviewdauer als Transkriptionszeit benötigen wirst. Das gilt bei gut aufgenommenen Einzelinterviews, mittleren Tippfähigkeiten, einfachen Regeln für die Verschriftung und einem Korrekturlesen am Ende. Wir haben es gemessen: Unsere empirischen Untersuchungen haben einen Mittelwert von 1 zu 6,3 (SD = 1,5) gezeigt. Das bedeutet, pro Stunde Audiomaterial einer Interviewaufnahme benötigten unsere ProbandInnen rund 6 Stunden und 20 Minuten für das Abtippen. Die schnellste von uns gemessene Transkriptionsgeschwindigkeit lag im Verhältnis bei rund 1 zu 3. Diese Person schaffte das Rekordtempo nur, weil sie diese Technik beruflich ausübt und lediglich eine Stunde tippte – sie legte also einen Sprint hin. Die Transkription ganzer Interviews ist aber eher wie ein Marathon. Unterschätze also nicht die Zeit, die du brauchen wirst. Damit dir das alles gut gelingt und du möglichst effizient vorankommst, hier unsere wichtigsten Tipps:

Großer Einflussfaktor: Das eigene Tipptempo

Ob man mit Dreifinger-Suchsystem oder blind mit Zehnfingersystem arbeitet, hat einen großen Einfluss auf die zu erwartende Bearbeitungszeit. Das Gute ist, dass die eigene Tippgeschwindigkeit durchaus trainiert werden und man deutlich schneller werden kann. Allerdings nur, sofern man dies rechtzeitig in Angriff nimmt. Denn dafür braucht es viel Übungszeit. Sofern du also unmittelbar vor der Abgabe einer Transkription stehst, scheidet diese Zeitoptimierungsstrategie leider aus.

Trotzdem kannst du schnell und leicht überprüfen, wo du stehst. Überprüfe einfach hier deine eigene Tippgeschwindigkeit.
Ab 200 Anschlägen kannst du dich zu den „zügig“ Tippenden zählen.

Transkriptionsregeln: Je komplexer, desto langsamer

Transkriptionsregeln definieren, ob ein „ähm“, eine Pause oder eine Tonhöhenänderung abgetippt werden muss oder nicht. Die Komplexität der Transkriptionsregeln richtet sich nach Anforderungen, die sich aus Methode, Forschungsgegenstand und Fach ergeben. Welche Regeln du nehmen musst, bestimmt meist deine Forschungsmethode. Bspw. werden bei der Qualitativen Inhaltsanalyse meist einfache Regeln verwendet und bei sequenzanalytischen Verfahren meist komplexere. Je mehr Details erfasst werden müssen, desto länger dauert das Abtippen. So weit, so trivial.

Der Einfluss der Regeln ist immens. Mit einem komplexen Regelsystem wie dem GAT2-Basistranskript muss selbst bei entsprechender Übung mit 18 Stunden pro Interviewstunde gerechnet werden, für ein GAT2-Feintranskript sogar mit 30 bis 60 Stunden. Andere Projekte, z.B. im Rahmen einer Qualitativen Inhaltsanalyse, nutzen weniger aufwendige Transkriptionsregeln. Mit solchen haben wir den Test weiter oben durchgeführt und sind bei rund 6 Stunden 20 Minuten gelandet. Zitierfähig findest du diese Regeln hier in unserem Praxisbuch auf S. 22 ff.

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