audiotranskription Hintergrund

KI in der interpretativen qualitativen Forschung

Hybrides Interpretieren

Material für den Workshop

Grundlagen-Artikel

Hybride Interpretation textbasierter Daten mit dialogisch integrierten LLMs (Krähnke, U., Pehl, T., & Dresing, T. (2025))

Beispielmaterial

Hier gibt es den Beispieltext zum Download

Link zum Arbeitsdokument

In diesem Dokument werden wir die gemeinsame Analyse dokumentieren.

Promptvorlage

Die verwendeten Promptvorlage zur Rollenzuweisung gibt es hier:

Happy university students talking with teacher in library. College professor with multiethnic class studying in library. Group of four focused clever students in conversation with senior teacher.

Beispiel

Was durch den Einsatz des hybriden Interpretierens erreicht werden kann

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Mehr Informationen

Interviewer: Zum Anfang: Wie lange sind Sie genau schon bei der move2035 hier in Marburg dabei?

Teilnehmer: Das erste Treffen hat im September stattgefunden. Das war ’23. Und seit diesem Punkt sind sie auch ganz aktiv.

Interviewer: Und wie würden Sie Ihre Arbeit umschreiben?

Teilnehmer: Meine Arbeit ist eigentlich die Koordination dieses ganzen Treffens. Und der Versuch, es voranzubringen.

Diese fiktive Passage haben wir in unseren Kursen oft zunächst ohne spezifische Methodik oder Hintergrundwissen diskutiert. Zunächst fallen Menschen meist Inhalte wie Koordination, Treffen, Zeit und Ort auf, sowie Wörter wie “eigentlich” und “Versuch”, die meist als kritische Note gedeutet werden. Meist besteht dann die Auffassung “mehr ist nicht in dem Textabschnitt zu finden”. Während eine inhaltsanalytische Perspektive hiermit zufrieden sein könnte, eröffnet gerade die hermeneutische Interpretation differenzierte Einsichten. Und das gelingt mit dem Ansatz des hybriden Interpretierens. Im Folgenden zeigen wir zusammenfassend, was jede Runde an Einsichten gebracht hat. Wer es genauer nachvollziehen möchte: der vollständige Gesprächsverlauf ist im f4 Projekt weiter unten enthalten.

Erste Runde

Die LLMs identifizieren mehrere bedeutsame sprachliche Muster: Die Verwendung des Personalpronomens “sie” anstelle von “wir” durch den Teilnehmer wird als möglicher Indikator für eine distanzierte Haltung zur Gruppe interpretiert. Die präzise Zeitangabe zum Projektbeginn deutet auf eine besondere emotionale oder organisatorische Signifikanz dieses Moments hin. In der Selbstcharakterisierung als Koordinator manifestiert sich eine vermittelnde Funktion. Die Formulierung “Versuch, es voranzubringen” könnte auf existierende Hindernisse oder Widerstände im Prozess hinweisen.

Diese sprachlichen Beobachtungen führten uns zur kritischen Reflexion über die Verwendung des Modalpartikels “eigentlich” durch den Teilnehmer. Dies könnte auf eine potenzielle Diskrepanz zwischen der formal zugewiesenen Rolle und der tatsächlich ausgeübten Funktion hindeuten.

Zweite Runde

Die LLMs identifizieren eine charakteristische Ambivalenz in der Positionierung des Teilnehmers, die sich in der Oszillation zwischen Insider- und Outsider-Rolle manifestiert – ein Phänomen, das als “professionelles Dilemma” klassifiziert wird. Die Verwendung des Modalpartikels “eigentlich” könnte auf ein latentes Spektrum nicht explizierter Aufgaben hindeuten. Die Position als Koordinator impliziert möglicherweise limitierte Entscheidungskompetenz. Ein spezifisches LLM akzentuiert die Signifikanz des Lexems “Versuch”, was auf eine geteilte oder externalisierte Prozessverantwortung hinweisen könnte.

Diese Beobachtungen führen zur analytischen Fragestellung nach der Interdependenz zwischen dieser komplexen (Selbst-)Positionierung und den motivationalen Strukturen des Akteurs.

Dritte Runde

Die LLMs elaborieren eine differenzierte Interpretation der Distanzierung als potenzielle Strategie zur Wahrung professioneller Objektivität. Diese Perspektive ermöglicht eine methodologische Dualität: Sie facilitiert simultan das empathische Verstehen der Gruppendynamik und die Ausübung von Leitungsfunktionen. In dieser theoretischen Konzeptualisierung kann Distanz als spezifische Manifestationsform des Engagements reinterpretiert werden. Die im Material evident werdende Persistenz des Engagements trotz adverser Bedingungen indiziert intrinsische Motivationsstrukturen. Die Verwendung des Lexems “Versuch” lässt sich in diesem analytischen Rahmen als Reflexion über die Limitationen des eigenen Handlungsspielraums interpretieren.

Unsere schließlich gewählte Deutungsperspektive lautete

Der Teilnehmer navigiert in einem komplexen Gefüge multipler Rollenidentitäten, charakterisiert durch die Dialektik zwischen professioneller Distanzierung und persönlicher Involvierung im Kontext von move2035. Die präferierte Verwendung des Personalpronomens “sie” gegenüber “wir” kann als intentionale Distanzierungsstrategie zur Wahrung professioneller Objektivität interpretiert werden. Der Modalpartikel “eigentlich” indiziert einen ausgeprägten Reflexionsprozess bezüglich der eigenen Rollenkonzeption und deutet möglicherweise auf nicht-explizierte Facetten der Tätigkeitskonfiguration hin. Die Formulierung “Versuch, es voranzubringen” manifestiert simultan intrinsische Motivationsstrukturen und ein ausgeprägtes Bewusstsein für potenzielle Restriktionen im Handlungsfeld. Die präzise temporale Verortung des Projektinitiierung suggeriert eine erhebliche persönliche Signifikanz des Vorhabens, während die distanzierte Sprachverwendung auf eine elaborate reflexive Kompetenz verweist.

Was hat uns das gebracht?

Anfänglich erkannten wir nur oberflächliche Inhalte: Koordination, Treffen, Zeitangaben und kritische Wörter. Durch die hybride Interpretationsgruppe konnten wir tiefer eintauchen und die komplexe Rollenidentität des Teilnehmers verstehen. Wir entdeckten die Spannung zwischen Nähe und Distanz, die Herausforderungen seiner Position und seine Motivation. Dieser iterative Prozess ermöglichte es uns, aus einer einfachen Aussage ein vielschichtiges Bild zu zeichnen, das ohne diese Methode verborgen geblieben wäre.

Klappt das?

Wir sind neugierig auf Deine Erfahrungen mit unserem Vorschlag. Wie gelingt Dir der Diskussionsprozess und wie schätzt Du die Güte der Antworten und den Mehrwert dieses Vorgehens ein? Jede Rückmeldung hilft uns, diesen Ansatz zu verbessern und weiterzuentwickeln. Daher bitten wir Dich herzlich um Deine Einschätzungen per E-Mail oder Telefon.

Das hybride Interpretieren als Podcast

Dieser Podcast wurde mithilfe von Google Notebook LM aus diesem Blogbeitrag automatisch generiert, um die Inhalte in einem dialogischen Format zugänglich zu machen. Unterhaltsam und erstaunlich gute, automatisch erstellte Darstellung. Ab Minute 12 etwa wird es aber unsinnig und hat nichts mehr mit unserem Vorschlag zu tun 🙂

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