Fehler in Transkripten gibt es immer – so vermeidest du sie

Fehler in Transkripten gibt es immer – so vermeidest du sie

Ein toller Artikel von Isabella Chiari  begleitet uns schon seit Langem in unseren Workshops. Chiari hat hier gezielt und systematisch gemessen, wie viele und welche Fehler während des Abtippens von Sprache auftauchen.

Hierzu ließ sie die Teilnehmenden der Untersuchung 22 kurze Passagen aus Nachrichten und spontanen Dialogen abhören und aufschreiben. Die Passagen waren zwischen 1,5 und 13 Sekunden lang. Anschließend hat Chiari den Rotstift gezückt, alle Fehler gesucht und systematisiert.

Erschreckende Ergebnisse

Das Erschreckende: Pro Passage wurden im Schnitt 1,6 Fehler produziert! Das ist richtig viel. In jeder aufgeschriebenen Passage war also im Schnitt ein Fehler enthalten. Und das etwa gleich verteilt sowohl bei den kontrolliert vorgetragenen Nachrichtentexten als auch bei den spontanen Dialogen.

Chiari hat auch geprüft, inwieweit die Transkriptionsfehler den Sinn der Aussage verändern. Wenn ich statt „ein Apfel“ im Transkript „einen Apfel“ tippe, ist das nicht erheblich. Der Unterschied zwischen „ein“ und „kein“ aber sehr wohl. Und in der Tat haben 64 % der Fehler den Sinn der Aussage verfälscht. (Ähnliche Ergebnisse findet man auch bei Daniela Oppermann, Susanne Burger und Karl Weilhammer)

Das ist erst einmal harter Tobak. Man kann also davon ausgehen, dass in einem Transkript ohne Korrekturdurchlauf jede zweite Passage einen semantischen Fehler enthält!

So kann man es erklären – Empathie und Mitdenken

Der Erklärungsansatz für die vielen Fehler stimmt versöhnlich. Chiari kommt zu dem Schluss, dass die meisten Fehler nicht einem schlechten Gehör oder der Unaufmerksamkeit der Transkribierenden zuzuschreiben sind.

Im Gegenteil, die fehlerhaften Passagen seien meist semantisch dem tatsächlich Gesprochenen sehr ähnlich. So werden z.B. kleinere grammatikalische Fehler der Sprechenden korrigiert oder unsinnige Aussagen so aufgeschrieben, wie sie sinnvoll verstanden wurden. Chiari folgert, dass empathisches Mitdenken und Mitfühlen der Transkribierenden hier also eine wichtige Rolle spielen müssen.

So zeigt dieser kleine Versuch wunderbar auf, dass Transkribieren eben nicht ein stumpfer Prozess ist, sondern dass es sich hier um eine aktive (Re-)Konstruktion handelt. Die Fehler machen sozusagen sichtbar, dass Transkribierende während der Transkription aktiv mitdenken und mitfühlen. Diese – wir nennen sie mal pathetisch „menschliche“ – Fähigkeit beim Transkribieren auszuklammern und wirklich nur das zu schreiben, was man hört, erfordert eine sehr hohe Konzentration und Selbstdisziplin. Das macht letztlich das Abtippen extrem anstrengend.

Fazit … und was wir daraus lernen können

Es ist eine Plattitüde, und dennoch ist es – wie wir sehen konnten – gerade bei Transkriptionen immanent wichtig: Fehler machen ist menschlich.

Und wenn man nun darum weiß, kann man sich wappnen und Maßnahmen ergreifen. Daher, auch wenn es lästig erscheint, sollte man immer einen Korrekturdurchlauf einplanen. Und hierbei empfehlen wir, diesen optimalerweise von einer zweiten Person vornehmen zu lassen. Ist das nicht möglich, sollte man etwas Zeit zwischen dem ersten Durchgang und der Korrektur verstreichen lassen (einfach, um auf andere Gedanken zu kommen).

Außerdem ist während der Analyse ein wenig Misstrauen gegenüber dem getippten Wort durchaus angemessen. Bei wichtigen Passagen empfiehlt es sich, noch einmal direkt die Original-Audioaufnahme anzuhören. Wenn man beim Tippen Zeitmarken gesetzt hat, geht das später auch direkt in der Auswertungssoftware.

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