Qualitative Inhaltsanalyse Basics: Ergebnisbericht – Diese drei einfachen Elemente gehören in einen Ergebnisbericht.

In der Methodenliteratur zur Qualitativen Inhaltsanalyse wird sehr ausführlich über Codieren, Segmentieren etc. geschrieben. Aber wie schaut denn eigentlich ein Ergebnisbericht aus? In dem empfehlenswerten Buch “Qualitative Evaluation” (Kuckartz, Dresing, Rädiker, Stefer) kann man nicht nur  die einzelnen Phasen anhand eines konkreten Projektes nachvollziehen, sondern erhält auch Einblick in den daraus entstandenen Ergebnisbericht.

Ich habe mir diesen Bericht mal herausgepickt, um herauszuarbeiten, welche Elemente denn ein Ergebnisbericht mindestens enthalten kann. Diese Zusammenstellung ist nicht erschöpfend, Ziel ist eher eine grobe Idee davon herauszuarbeiten, wohin die Reise denn so gehen kann. So fällt es hoffentlich leichter den Weg bis dahin zu bestreiten.

Grundelemente eines deskriptiven Ergebnisberichts

Ganz vereinfacht kann man drei Grundelmenente in kategorienbasierten Ergebnisdarstellungen identifizieren:

  • Die Codedefinition,
  • Erläuterung von Zusammenhängen
  • Erläuterung von Ausprägungen, ggf. anhand von Belegen oder Beispiele

Diese Grundelemente haben im Ergebnisbericht stets eine doppelte Funktion: Zum einen geht es natürlich darum, die inhaltlichen Erkenntnisse zu präsentieren.  Gleichzeitig belegt die Ausarbeitung natürlich auch dass a) die Ergebnisse auch im Material begründet sind (Belege und Beispiele) und b) man systematisch und nachvollziehbar gearbeitet hat (Codedefinition) Schauen wir das an einem Beispiel an:

Beispielhafter Ausschnitt

Schauen wir uns mal folgenden Ausschnitt aus einem Codesystem an:

Beispielcodes für den Ergebnisbericht

Es handelt sich um einen Hauptcode mit drei Untercodes, also mit drei Ausprägungen. Die Beschreibung kann nun beim Hauptcode beginnen:

Beschreibung des Hauptcodes

Text Erläuterung
1 Grundhaltungen
Unter der Kategorie „Grundhaltungen“ haben wir die Einstellungen und Herangehensweisen erfasst, die längerfristige Orientierungen gegenüber dem Lerninhalt zum Ausdruck bringen. Hier wird das Thema definiert.
Als Grundhaltungen lassen sich „Ambition“, „Pragmatismus“ und „Angst“ erkennen. Hier werden die Ausprägungen (in diesem Fall die Untercodes) vorgestellt…
Die Grundhaltungen der Studierenden sind sehr unterschiedlich, sie schließen sich nicht gegenseitig aus, vielmehr ist bei vielen Personen eine Gemengelage mehrere Grundhaltungen zu finden. und Zusammenhänge dieser Ausprägungen erläutert

Beschreibung der Subcodes

Dieses Prinzip wird nun für alle Unterpunkte weiter verfolgt. Auch bei den Untercodes kommen die gleichen Grundelemente zum Einsatz. Es gibt nur den kleinen Unterschied: So wie man bei Hauptcodes die jeweiligen Subcodes als Ausprägung erläutert, können beim Subcodes die Zitate erläutert und belegt werden. Picken wir uns als Beispiel den Unterpunkt “Ambition” heraus:

Text Erläuterung
1.1 Grundhaltung – Ambition
Personen, die dieser Grundhaltung Ambitionen zugeordnet werden, zeichnen dich durch den Anspruch aus, die Veranstaltung möglichst gut zu absolvieren. Der Erfolgsanspruch unterscheidet die Grundhaltung „Ambition“ von der Grundhaltung „Pragmatismus“. Hier wird der Unterpunkt definiert.
Die Definition beinhaltet hier sogar Kriterien zur Abgrenzung von anderen Codes.
Sie sind bereit hierfür Zeit und Arbeit außerhalb der Veranstaltung zu investieren. Hier werden Zusammenhänge erläutert, z.B.  mit anderen Codes (in diesem Beispiel “Zeitaufwand”)
Das kommt beispielsweise in folgendem Zitat zum Ausdruck: „B1: ich schlage das zuhause immer nochmal nach“ (Interview 1, Abs. 22) Erläuterung der Auspägung  anhand eines Zitats als Beleg.

Die Beispiele sind sehr frei nach: Kuckarz, Dresing et.al. Qualitative Evaluation. 2008 S.100ff übernommen und wurden didaktisch verkürzt und bearbeitet.

So weit so vereinfacht

Wie gesagt soll das hier eine erste Idee ermöglichen. Daher das Beispiel bitte keinesfalls erschöpfend ansehen. Das Beispiel in diesem Beitrag konzentriert sich auf die themenbasierte Ebene. Diese sollte natürlich eingebunden sein in eine solide Beschreibung und Begründung der gewählten Methode, die Reflexion des Ergebnissise in Bezug auf das Forschungsthema als auch die Reflexion des eigenen Vorgehens. Es geht neben der Sachebene natürlich darüber hinaus auch darum zu zeigen, dass das eigene Vorgehen nachvollziehbar, sinnvoll und reflektiert ist. Wer sich sehr (!) grundlegend mit dem Thema Ergebnisbericht beschäftigen möchte sollte zu Jo Reichertz´ “Qualitative und Interpretative Sozialforschung” (Kapitel 5.6) greifen.

Beim Arbeiten am Material: Ergebnisbericht bereits mitdenken

Hoffentlich liest du diesen Artikel nicht erst kurz vor Erstellung deines Ergebnisberichts. Denn diese Grundidee sollte am besten schon während der Arbeit mit dem Material präsent sein. Überspitzt gesagt: Vergiss, dass es eine Arbeitsphase gibt in der anlysiert wird und danach eine für den Ergebnisbericht. Beides geschieht zumindest auf inhaltlicher Ebene optimalerweise paralell. Jedes Mal, wenn man während dem Codieren bemerkt, dass nicht klar ist, ob eine Textstelle zu diesem oder jenem Codes gehört, sollte man sich dies in einem  Memo notieren und die Definition verfeinern. Wenn man beim Lesen von Zitaten Besonerheiten auffallen, sollte man dies in einem Memo notieren. Wenn beim Vergleich von Textstellen aus zwei verschiedenen Gruppen unterschiede bemerke, dann halte ich diese in einem Memo fest. Jedes Memo, liefert dir so schon Material für den Ergebnisbericht.

 

Grundlagen zur qualitativen Analyse findest du z.B: in folgenden Blogbeiträgen:

Qualitative Inhaltsanalyse; nach Mayring oder nach Kuckartz?

Warum qualitative Interviews?

Qualitative Interviews führen; 4 grundlegende Tips

 

Weitere zitierfähige Hilfestellungen gibt´s in unserem kostenfreien Praxisbuch (PDF Download)

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